Ein Quizwochenende an zwei Standorten

Bericht von den bayerischen Quizmeisterschaften und aus Zürich.

VON ANDI STOLZ

Wenn ich (in Begleitung) nicht nur an einen anderen Standort fahre zum Quizzen, sondern sich dieser Ausflug über zwei oder mehr Tage zieht, nenne ich das Großereignis. Dieses Jahr gab es bisher drei solcher Großereignisse: die deutsche Quizmeisterschaft samt WM im Juni in Potsdam, die österreichische Quizmeisterschaft im Oktober in Wien und die Europameisterschaft im November in Venedig. Immer ein Standort und viele verschiedene Quiz bzw. Quizformate.

Vergangenes Wochenende war in dieser Hinsicht besonders, denn ich war zwar das ganze Wochenende mit Quizzen beschäftigt, allerdings an zwei und nicht nur an einem Standort. Vom Format kein klassisches Großereignis, aber angefühlt hat es sich wie eins. Wir waren am Samstag (zu viert) bei den bayerischen Quizmeisterschaften in München und am Sonntag (zu zweit) beim Deutschlandcup in Zürich und durften danach noch an einem wirklich sehr guten Pubquiz teilnehmen.

Tag 1

Über die letztjährigen bayerischen Meisterschaften durfte ich vor ca. einem Jahr in dieser Rubrik schon berichten. Im Gegensatz zum letzten Jahr waren wir nicht nur zu zweit (Spidertachonautengang) sondern zu viert, denn mich begleitet haben aus Innsbruck Claudia Lösch und Hannes Kölbersberger und aus Wien kam extra Franz Eichhorn angeflogen. Damit war das Team schon komplett, denn im Gegensatz zu den von uns gewohnten Pubquiz, ist dort die Spielerzahl auf vier begrenzt - diesen Teambewerb wird es ab 2019 übrigens auch auf Bundesebene in Deutschland bzw. bei der deutschen Meisterschaft geben.

Die Geschichte der österreichischen Quizmeisterschaften zeigt, dass kombinierte Teams aus Wien und Innsbruck erfolgsversprechend sind. Und in gewissem Sinne haben wir das wieder bewiesen: wir landeten zwar "nur" auf Platz acht von 15, allerdings nur drei Punkte hinter Platz drei. Das kann sich sehen lassen bei insgesamt 50 Fragen. Allgemein muss ich sagen, dass ein Teamquiz durchaus schwer gestaltet werden kann und trotzdem ein guter Andockpunkt für Neulinge bei einem großen Turnier ist, da man in einem gut zusammenspielenden Team auch als nicht so starker Einzelquizzer viel beitragen kann. Umso schöner ist es, wenn die Fragen nicht nur den Schwierigkeitsgrad gut treffen um den sportlichen Wert zu gewährleisten, sondern ganz allgemein von hervorragender Qualität sind. Erfolgserlebnis: In der 5. und letzten Runde waren wir das Team mit den meisten Punkten.

Es kam das Einzelquiz und ich muss sagen, die Ergebnisse meines Teams decken sich ziemlich genau mit der allgemeinen Stärke als Einzelspieler. Interessant dabei ist, dass ich einer Kategorie wie Kunst und Kultur gleich 14 Punkte holen konnte, während in meiner Haus und Hof Kategorie Geschichte und Politik nur 9 (!) Punkte zu Buche standen, mehr als 13 wären auch nicht möglich gewesen. Schwierigkeit der Runden hin oder her, mit meinem Einzelergebnis kann ich nicht zufrieden sein. Einzelquiz ist auch die ganz hohe Schule, denn bei 120 Fragen kann einem Glück alleine nicht mehr retten. Ich will in diesem Zusammenhang auch die Organisation loben. So schön am Zeitplan und reibungslos wie diese Meisterschaften abgelaufen sind, das ist vorbildlich und braucht sich keinesfalls vor den ganz großen Veranstaltungen verstecken.

Nicht ganz offiziell aber sportlich nicht weniger stark besetzt folgte der finale Bewerb, das Blitzquiz. 32 hochmotivierte Quizspielerinnen und Quizspieler wagten sich in die direkten Duelle. Man muss dazu sagen, dass Wissen alleine noch keine Sieggarantie ist, auch wenn sich der bei internationalen Wettbewerben stärkste Quizzer am Ende durchsetzen konnte. Verschiedene Modi für ein Blitzquiz gibt es ungefähr so viele wie es solche Quiz gibt. Der bei den bayrischen Meisterschaften gewählte sieht so aus: 32 Teilnehmer starteten in die erste Runde, davon bleiben - nach einer Einstiegs- und einer Hoffnungsrunde - noch 12 Quizzer für das Viertelfinale (3er-Gruppen) übrig, ab dem Halbfinale geht es ins 1 gegen 1.

Das ist schon eher mein Bewerb, denn er kommt mir strukturell entgegen. IdR sind die Fragen bei diesem Format nicht ganz so schwer wie bei einem Einzelquiz. Das heißt, der Vorteil mehr zu wissen wirkt sich nicht ganz so stark aus. Natürlich kann man nicht völlig blank in so ein Quiz gehen, denn es ist und bleibt ein Quiz bei dem es um Allgemeinwissen geht. Zweitens bin ich ein recht „offensiver Spieler“, d.h. ich habe meist zu so ziemlich jeder Frage eine Idee, auch wenn ich oft keine Ahnung habe und meine Antwort dementsprechend falsch ist und schreibe (bei einem Einzelquiz) auch fast immer zu jeder Frage eine Antwort, auch wenn dann immer wieder mehr falsche als richtige Antworten dastehen (dementsprechend auch meine Platzierungen in den Einzelquiz). Mit meiner Idee halte ich auch nicht lange hinter dem Berg, womit wir zu drittens kommen: Ich habe sehr viel Übung. Ich spiele nicht nur allgemein sehr, sehr viele Quizfragen, ich spiele auch sehr viele Blitzfragen. Man entwickelt einfach ein Gefühl dafür und kann dann schon während die Frage noch läuft die Antwort geben. Schnelligkeit hilft natürlich auch. Es ist und bleibt aber auch eine Glückssache, denn bei so wenigen Fragen kann der Zufall schon eine gewichtige Rolle spielen. Langfristig setzen sich aber auch hier die starken Quizzer idR. durch.

Schon letztes Jahr durfte ich an diesem Bewerb teilnehmen und fand in Dirk Vielhuber meinen Meister und schied aus. Eine Revanche war mir dieses Jahr (leider) nicht vergönnt, dafür nutzte der spätere Sieger Lorcan Duff seine Chance zur Revanche gegen mich und setzte sich völlig verdient mit drei Punkten Vorsprung durch, im kleinen Finale konnte ich jedoch wieder reüssieren (gegen Martin Ehrl).

Die An- und Abreise nach München ist an sich ein Traum. Auto, Zug, Bus und Flugzeug steht einem zur Verfügung um in die bayerische Landeshauptstadt zu kommen (z. B. für ein Quiz?). Man unterschätzt jedoch gelegentlich den Weg, der einem noch IN München bevorsteht. Claudia und ich hatten also genügend Zeit uns von Hannes (stieg am Busbahnhof aus) und Franz (musste zum Flughafen) zu verabschieden und begaben uns zum zweiten Ziel unseres Quizwochenendes.

Tag 2

Tag 2 begann noch vor dem Schlafengehen, denn wir kamen erst einen Hauch nach Mitternacht in Zürich an. Erste Gelegenheit von den bayerischen Meisterschaft zu erzählen, denn unser Gastgeber war der Fernsehjäger und Mitglied der deutschen Nationalmannschaft Manuel Hobiger, der leider nicht in München sein konnte.

Szenenwechsel ähh ich meine Wetterumschwung. So wenig freie Parkplätze es in Zürich gibt, so wenig ließ sich die Sonne am Sonntag blicken. Ein Grund mehr, die Stadt möglichst bald wieder zu besuchen, denn sie hat einiges zu bieten, sowohl quiztechnisch als auch rundherum. Da für den Nachmittag der Deutschlandcup auf dem Programm stand und uns die Weisheiten von Quiz-Ill-Sung und Quiz-Jong-Ill[1] einen langen Schlaf bescherten mussten wir uns einen Programmpunkt aussuchen vor dem Quiz: Die ETH Zürich, besser gesagt die Ausstellung über Geologie,unser Sonnensystem und vor allem der Erdbebensimmulator. Sehr interessante Erfahrung, ich kann es nur empfehlen. Ebenfalls empfehlen will ich den Sternengrill, die Bratwürste dort sind überragend.

Das Quiz fand in einem Pub namens Shamrock statt. Das ist insofern witzig, denn der erste Eintrag in der Rubrik "Sowieso Andi" war ein Bericht über ein Quiz in einem Pub namens Shamrock, damals allerdings in (welch Zufall) München.

Der Deutschlandcup und der Spezialcup waren sehr anspruchsvoll. Da der Bewerb noch nicht zu Ende ist, darf ich über die Fragen nichts verraten, nur so viel: Claudia hat die Runde in unserem ewigen Duell für sich entschieden. Der Spezialcup Wissenschaft war ebenfalls sehr anspruchsvoll und eine gut gewählte Zusammensetzung aus Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Keine reine Abfrage von Zahlen und Daten, sondern sehr hintergründige Fragen. Wem dieser Spezialcup gefallen hat, dem kann ich nur die Ö80 Ausgabe aus dem Oktober diesen Jahres von Daniel Leitner ans Herz legen, die Fragen dort sind ähnlich interessant und gut gestellt.

Im Städtecup spielten wir zu fünft, eine kleine aber feine Runde, für den Standort Zürich jedoch schon eine halbe Volksversammlung. Mit dabei war auch der spätere Quizmaster und Mitglied der Schweizer Quiznationalmannschaft Rajan Thambehalli. Verstärkt hat uns außerdem noch Philipp Rohrer, ebenfalls Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft. Wie gut wir abschneiden, wir werden sehen, ich fürchte zum Sieg wird es nicht reichen.

Zum ersten Mal konnte ich jeden Deutschlandcup des Jahres spielen, wenn auch an insgesamt drei verschiedenen Standorten. Mit einem Platz unter den besten 100 wird es wohl nichts werden, aber es soll ja noch Ziele für die nächsten Jahre geben. Ich bin trotzdem sehr zufrieden, da es doch einige Highlights für mich gab und Ziel ist es vor allem, mich in meinen starken Themen in den Spezialcups zu steigern.

Letzter Programmpunkt, das Pubquiz, sozusagen der Ursprung unseres schönen Sports. Als Innsbrucker Quizspieler ist man sehr verwöhnt, wenn es um die Qualität von Fragen geht, aber das Quiz im Shamrock kann da mühelos mithalten. Gut ausgewählter Schwierigkeitsgrad über fünf Runden, schnell aber nicht hastig durchgeführt brachte uns einen knappen zweiten Platz und folgende witzige Begebenheit: Bei der Listening Round kam ein Lied ("Always on my mind" in der Version der Pet Shop Boys), welches am Tag danach auch im Galway Bay in Innsbruck abgefragt wurde. Rajan ist nicht nur ein hervorragender Quizspieler, sondern ein wirklich ausgezeichneter Quizmaster. Ich bin sehr gespannt, wie sein Fußballquiz im FIFA Museum wird, das werde ich mir sicher nicht entgehen lassen, aus Zürich wird bei "Sowieso Andi" garantiert wieder berichtet.

Ein wirklich tolles Wochenende mit Fragen über Fragen. Ich will mich ganz herzlich bedanken bei meinen Mitquizzern Franz, Hannes und natürlich Claudia, bei den Organisatoren der bayerischen Quizmeisterschaft, insbesondere Jörg Wunsch und vor allem bei Manuel Hobiger für den tollen Tag in Zürich. Es hat mich auch sehr gefreut, wieder viele bekannte Gesichter aus Memmingen zu treffen. Der Quizstandort Memmingen hat ganz allgemein wieder sehr viele Erfolge bei der BYQM erringen können. Ein würdiges Großereignis für mich persönlich zum Jahresausklang.


[1]Zur Erklärung: Manuel Hobiger hat bei einer Nordkoreareise einst einige Schriften erworben, unter anderem Bücher mit Erzählungen aus dem Leben von Kim Ill Sung und Kim Jong Ill. Interessant zu lesen, vor allem habe ich gelernt, dass Hühner Eier legen können, wenn man Sie nicht schlachtet.

Ein Gedanke zu „Ein Quizwochenende an zwei Standorten“

  1. Dass ich meinen Namen so schnell mal in einem Beitrag auf der Homepage des ÖQV entdecken werde, hätte ich auch nicht gedacht… 🙂

    Cooler Beitrag. Hoffentlich bis bald wieder mal in Zürich!

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